Schilddrüse Untersuchung Nuklearmedizin

Schilddrüse. Untersuchung und Therapie in der Nuklearmedizin

 

Wer untersucht meine Schilddrüse?

Die beiden Fachgruppen, die hauptsächlich die Schilddrüse untersuchen sind die Nuklearmediziner und die Endokrinologen. Lediglich der Nuklearmediziner darf jedoch in der Regel eine Schilddrüsenszintigraphie durchführen, bei der getestet wird, ob ein Knoten kalt oder heiß ist. Dieses Verfahren wird für Knoten ab 1 cm Größe empfohlen. Das Hauptdiagnose-Instrument ist jedoch der Ultraschall und das Labor. Und einen Ultraschall kann im Prinzip jeder durchführen, der ein solches Gerät hat und weiß, wie es geht und worauf es ankommt. Somit ist der Hausarzt oft die erste Anlaufstelle für Euch, wenn Ihr etwas an der Schilddrüse vermutet. Der macht dann in der Regel eine Blutentnahme, befragt Euch nach euren Beschwerden und nimmt Euch Blut ab.

 

Welche Schilddrüsenuntersuchungen gibt es?

Am Anfang kommt die Erhebung der Krankengeschichte, also der Beschwerden, auch Anamnese genannt. Man kann danach schon einmal grob die Schilddrüse abtasten und so relevante Vergrößerungen herausfinden.

 

Ultraschall/ Sonographie der Schilddrüse:

Dann folgt in der Regel als nächste Schilddrüsenuntersuchung ein Ultraschall (= Sonographie) und eine Blutentnahme. Beim Ultraschall untersucht der Arzt Größe und Struktur der Schilddrüse und sucht z.B. nach Knoten.  Mit der Duplex- sonographie kann man im Ultraschall die Durchblutung prüfen. Diese ist z.B. bei einem Morbus Basedow stark erhöht.

Labor/ Blutentnahme:

Bei der Blutentnahme wird primär der sogenannte TSH-Wert bestimmt wird. Dies ist das Steuerungshormon der Schilddrüse. Ist dieser Wert normal, liegt zumindest eine normale Stoffwechsellage der Schilddrüse vor. Ist er auffällig, liegt bei erniedrigten TSH-Werten eine Hyperthyreose, also Schilddrüsenüberfunktion oder bei erhöhten Werten eine Hypothyreose, also Schilddrüsenunterfunktion vor. Dann müssen ergänzend noch die peripheren Schilddrüsenhormone (fT3, fT4) bestimmt werden.  Sind diese noch normal nennt man es latente Hyperthyreoe bzw. latente Hypothyreose. Latent kann man mit unterschwellig übersetzen. Sind sie bei einem erniedrigten TSH-Wert, auch TSH-Basal-Wert genannt, erhöht, so liegt eine manifeste Hyperthyreose vor. Bei erhöhtem TSH-Wert und erniedrigten fT3 und fT4-Werten liegt eine manifeste Hypothyreose vor. Ergibt sich klinisch oder im Ultraschall der Verdacht auf eine Entzündung der Schilddrüse werden noch verschiedene Antikörper der Schilddrüse bestimmt. Die Üblichsten sind die TRAK- und die TPO-Antikörper. Erhöhte TRAK-Werte sprechen für einen Morbus Basedow. Erhöhte TPO-Werte können z.B. bei einer Hashimoto-Thyreoiditis vorkommen.

Schilddrüsenszintigraphie:

Sind im Ultraschall Knoten > 1 cm vorhanden, so wird eine Szintigrapie der Schilddrüse in der Nuklearmedizin empfohlen. Hierbei wird meist in einer nuklearmedizinischen Praxis eine leicht radioaktive Substanz gespritzt, um zu sehen, ob die Knoten heiß oder kalt sind, oder vielleicht normal wie gesundes Schilddrüsengewebe funktionieren. Also zeigt die Szintigraphie der Schilddrüse deren Funktion an und der Ultraschall deren Aussehen. Aus den kalten Knoten können i.d.R. die bösartigen Tumore entstehen. Die heißen Knoten, auch Autonomie genannt, sorgen in der Regel für eine Überfunktion, sind aber i.d.R. gutartig. Die Häufigkeiten eines bösartigen Schilddrüsentumors liegt bei kalten Knoten bei ca. 5% und erhöht sich auf bis zu 20%, wenn auch der Ultraschallbefund noch einen echoarmen, also zum gesunden Schilddrüsengewebe dunkleren Befund aufweist.

Feinnadelpunktion/ Feinnadelbiopsie der Schilddrüse:

Liegt in der Szintigraphie ein kalter Knoten vor oder ist der Knoten im Ultraschall bereits sehr auffällig, so erfolgt eine Gewebeprobe. Die Komplikationsraten hierbei sind sehr gering. Der Eingriff wird i.d.R. ohne örtliche Betäubung gut vertragen. Ist der Befund tumorverdächtig erfolgt meist die die OP, gefolgt von einer Behandlung mit radioaktivem Jod.

 

Welche Erkrankungen der Schilddrüse gibt es?

Zuerst einmal unterscheidet man gutartige von bösartigen, also den Krebserkrankungen. Bei den gutartigen Schilddrüsenerkrankungen gibt es z.B. verschiedene Formen von Schilddrüsenentzündungen oder eine Vergrößerung der Schilddrüse mit evtl. kalten oder heißen Knoten durch Jodmangel bedingt. Ebenso kann man unterscheiden, ob eine Schilddrüsenunterfunktion, auch Hypothyreose genannt oder eine Schilddrüsenüberfunktion, auch Hyperthyreose genannt vorliegt. Oder keins von beiden und die Schilddrüsenhormone sind normal.

Gutartige Schilddrüsenerkrankungen:

Struma oder Struma nodosa:

Die Vergrößerung der Schilddrüse wird Struma genannt bzw. Struma nodosa, wenn Knoten dabei sind. Beides entsteht meist durch Jodmangel, so dass Jodzufuhr über die Nahrung oder Tabletten die beste Vorsorge und z.T. auch Therapie ist. Wird die Schilddrüse zu groß, kann es zu mechanischen Problemen am Hals kommen. Diese reichen von Schluckbeschwerden bis hin zu Atemnot. Dann kann entweder eine Radiojodtherapie oder eine OP erfolgen. Bei der Radiojodtherapie muss man je nach für ca. 5 Tage auf die geschlossene Therapiestation der Nuklearmedizin. Dort bekommt man radioaktives Jod als Tablette oder Flüssigkeit, welches die Schilddrüse verkleinern soll. Bei der OP wird i.d.R. die komplette Schilddrüse entfernt, mit danach nötiger Hormongabe, wie z.B.  L-Thyroxin®. Dieses Risiko ist nach einer Radiojodbehandlung geringer. Die Struma nodosa kann auch in eine Schilddrüsenunterfunktion mit notwendiger Hormongabe übergehen. Desweiteren muss man die Knoten regelmäßig im Auge behalten, um heiße oder kalte Knoten zu erfassen, mit u.g. Konsequenzen.

Heiße Knoten in der Schilddrüse:

Neben kalten Knoten gibt es also auch heiße Knoten in der Schilddrüse, die zu viel Hormon produzieren und daher zu einer Hyperthyreose führen können. Behandelt werden sie symptomatisch mit Thyreostatika, also Schilddrüsenblockern wie Thiamazol oder Carbimazol. Eine endgütlige Therapie sollte jedoch angestrebt werden, da diese Medikamente auf Dauer auch Nebenwirkungen haben können und das eigentliche Problem ja nicht beseitigen. Als endgültige Therapie gibt es neben der invasiven OP die Radiojodtherapie. Bei der Radiojodtherapie in der Schilddrüsenklinik der Nuklearmedizin muss man für ca. 3-5 Tage auf die geschlossene Therapiestation der Nuklearmedizin. Dort bekommt man radioaktives Jod als Tablette oder Flüssigkeit, welches den heißen Knoten der Schilddrüse zerstören soll. Durch gezielte Berechnung der Behandlungsdosis wird es oft erreicht, dass die Patienten danach keine Medikamente benötigen. Der TSH-Wert sollte jedoch regelmäßig kontrolliert werden, um ein sich doch entwickelnde Hypothyreose zu erfassen.

Schilddrüsenentzündungen:

Hierbei unterscheidet man von Entzündungen der Schilddrüse bei denen der Körper Antikörper gegen die eigene Schilddrüse bildet und diese damit angreift. Diese Gruppe nennt man Autoimmunthyreoiditis, wobei Thyreoiditis für Entzündung der Schilddrüse steht. Die andere Gruppe besteht aus Entzündungen der Schilddrüse durch Bakterien oder Viren oder z.B. durch Medikamente wie Amiodaron (Herzmedikament) oder Interferon (bei Virus- oder Tumorerkrankungen).

Autoimmunthyreoiditis:

Die häufigsten Formen sind hierbei die Hashimoto-Thyreoiditis und der Morbus Basedow. Entzündungen entstehen oft stressbedingt und man weiß, dass z.B. Rauchen die Situation auch verschlechtert. Auch eine hinzukommende Schwangerschaft kann eine stabile Autoimmunthyreoiditis wieder aktivieren bzw. verschlechtern.

Hashimoto-Thyreoiditis:

Bei einer Hashimoto-Schilddrüsenentzündung kommt es in der akuten Phase durch die Entzündung zu einer Zerstörung von Schilddrüsenzellen. Die Schilddrüse schrumpft meist im Verlauf und es werden Schilddrüsenhormone ins Blut geschüttet, die eine Schilddrüsenüberfunktion erzeugen. Diese ist vorübergehend und begrenzt sich selbst. Schilddrüsenblocker (Thyreostatika) wie z.B. Thiamazol oder Carbimazol sind hierbei nicht wirksam. Im Verlauf der Erkrankung entwickelt sich gerne eine Schilddrüsenunterfunktion, die eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen, wie z.B. L-Thyroxin®, nötig machen. Der Krankheitsverlauf und somit auch der Hormonverlauf geht oft hoch und runter, was die Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis recht komplex macht, zumal begleitend oft auch andere Hormone im Körper bei dieser Erkrankung aus dem Ruder geraten. Daher ist oft auch ein Gang zum „Hormondoktor“, also Endokrinologen sinnvoll.

Morbus Basedow:

Bei einem M. Basedow sind die Antikörper nicht nur gegen die eigene Schilddrüse gerichtet, sondern auch gegen die Augenmuskeln. Daher kommen dann die oft als „Glubschsaugen“ bezeichneten, etwas vorstehenden Augen. Daher müssen neben der Schilddrüse auch immer die Augen untersucht werden und sogar dann noch, wenn die Schilddrüse schon behandelt, ja evtl. sogar operativ entfernt wurde. Beweisend für die Basedow-Erkrankung ist ein erhöhter TRAK-Wert im Labor.

Therapie bei M. Basedow:

Durch die Entzündung kommt es auch zu einer Überfunktion, bei der jedoch Schilddrüsenblocker (Thyreostatika) symptomatisch helfen und auch die erste Therapieform für 6 Monate darstellen. Kommt es nach Absetzen der Medikamente nach 6 Monaten, dann erneut zu einer Hyperthyreose besteht die Indikation zur definitiven Therapie. Die Thyreostatika helfen in ca. 50% der Patienten als Therapie. Als definitive Therapien gibt es entweder die Radiojodtherapie oder die Operation. Bei der Radiojodtherapie in der Schilddrüsenklinik der Nuklearmedizin muss man für ca. 3-5 Tage auf die geschlossene Therapiestation der Nuklearmedizin. Dort bekommt man radioaktives Jod als Tablette oder Flüssigkeit, welches die Schilddrüse zerstören soll. Somit ist die Entzündung zwar i.d.R. beseitigt, aber man muss, wie auch nach der OP, für den Rest seines Leben Schilddrüsenhormone wie z.B. L-Thyroxin® einnehmen, was aber i.d.R. problemlos vertragen wird und richtig dosiert nicht schädlich ist.

 

Bösartige Schilddrüsenerkrankung:

Der Schilddrüsenkrebs entsteht hierbei i.d.R. aus einem Knoten, der entartet, also quasi zum Tumor mutiert. Um solche Schilddrüsentumore rechtzeitig zu erkennen, macht man eben Ultraschall und wie o.g. die Schilddrüsenszintigraphie. Ist der Knoten kalt oder sieht im Ultraschall schon böse aus, so folgt i.d.R. eine Gewebeprobe mit einer feinen Nadel. Dies sollte i.d.R. nicht sehr schmerzhaft sein und kann daher meist ohne Betäubung gemacht werden.

Therapie Schilddrüsenkrebs:

Wird in der Punktion ein Tumorverdacht geäußert oder ist der Ultraschallbefund so auffällig, erfolgt i.d.R. abhängig von der Größe des Tumors meist die Entfernung beider Schilddrüsenlappen. Ist der Tumor klein, kann auch eine geringer ausgedehnte OP ausreichen. Je nach Tumor erfolgt nach kompletter Schilddrüsenentfernung meist eine Behandlung auf der Therapiestation der Nuklearmedizin, bei der der Patient radioaktives Jod als Tablette oder Flüssigkeit schlucken muss. Dieses radioaktive Mittel zerstört i.d.R. sehr treffsicher noch verbliebene Tumorzellen oder Schilddrüsenreste. Selbst ausgedehnte Metastasen lassen sich hiermit, sofern sie das Jod noch aufnehmen gut behandeln. Somit haben selbst recht ausgedehnte Befunde erfreulicherweise im Vergleich zu anderen Tumorerkrankungen noch gute Therapie- und somit Heilungschancen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen stehen für den Rest des Lebens aber zur Sicherheit dennoch an. Ebenso wird man meist für den Rest seines Lebens Schilddrüsenhormone einnehmen müssen, da die Schilddrüse ja weg ist. Diese werden soweit richtig dosiert aber i.d.R. gut vertragen.

 

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So ich hoffe, dass ich Euch mit diesem Artikel etwas weiterhelfen konnte und freue mich über Eure Rückmeldungen.

Alles wie immer ohne jegliche Gewähr oder Garantie auf Richtigkeit bzw. Vollständigkeit.

Euer Online-Radiologe

4 Antworten
  1. Amalia B says:

    Bei den unterschiedlichen Erkrankungen sind verschiedene Schilddrüsenuntersuchungen nötig, das wissen viele aber nicht. Danke für diesen kompakten Überblick.

  2. Nina Gabert says:

    Eine Kollegin erzählte mir gerade von der nuklearmedizinischen Untersuchung ihrer Schilddrüse. Gut zu wissen, dass so bei kleinen Knoten ersehen werden kann, ob diese heiß oder kalt sind. Falls sie es noch braucht, werde ich meiner Kollegin mal diesen informativen Beitrag weiterleiten. Danke und viele Grüße

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